Gerätturnen – Mehr als eine Leidenschaft!

Oft werde ich hier aufs Turnen angesprochen. Es ist ja auch ein riesen Teil meines Lebens. Auf Instagram sind meine Turnbilder mit Abstand die beliebtesten! Es scheint euch doch zu interessieren, was das Gerätturnen so auf sich hat. Daher dachte ich gebe ich euch mal sämtliche Informationen wo, wie wann man anfangen sollte (oder auch kann) und warum ich es so liebe!

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Was ist Gerätturnen eigentlich genau?

Genauer gesagt geht es bei dem, was ich mache um Gerätturnen! Die Geräte die von Frauen beturnt werden sind in Olympischer Reihenfolge Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden. Zu den genauen Geräten komme ich noch. Bei den Übungen die geturnt werden müssen, muss man vier Varianten auseinander halten. Auch die Arten der Turnerinnen muss man unterscheiden. Eine Offizielle Unterscheidung gibt es da nicht, aber wir (und ich im weiteren auch) unterscheiden immer zwischen dem Breitensport Turnen, Leistungsturnen und Kunstturnen.

Es gibt einerseits für die Kunstturnerinnen die Möglichkeit AK zu turnen. AK ist die Abkürzung für Altersklasse. Alle Turnerinnen, die inzwischen bei Welt-und Europameisterschaften oder Olympischen Spielen starten, haben mit der AK angefangen.

Dann gibt es für die Leistungsturnerinnen die Möglichkeit die normalen Übungen zu turnen! Hierbei gibt es vorgeschriebene Übungen die je nach Schwierigkeit gestaffelt sind. P1 bis P10! Wobei P1 die einfachste Übung und P10 die schwierigste ist. Zusätzlich gibt es dann auch noch Kürübungen! Hierbei sind nicht die Übungen vorgeschrieben sondern Elementgruppen gefordert, bei denen man sich die Übungen entsprechend seiner Stärken selbst zusammenbasteln kann. Das kann zum Beispiel so Aussehen: Elementgruppenanforderung am Boden in der KM3 ist zum Beispiel ein akrobatisches Element Rückwärts mit Flugphase! Das könnte zum Beispiel ein Flick Flack oder ein Rückwärtssalto sein! Diese Kürubungen unterscheiden sich im Namen von KM4 bis KM1 Wobei KM1 die schwierigste ist. Hierbei sind die Unterschiede bei den Elementgruppenanforderungen und der Anzahl der zu turnenden Teile. Es gibt noch weitere Unterscheidungen aber das wäre zu kompliziert zu erklären.

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Die Geräte im Turnen

Sprung: Hierbei muss man je nach Übung die man turnt entweder über einen Kasten, Bock, Pferd oder einen Sprungtisch springen. Die Übungen gehen hier von Aufhocken über den Kasten laufen und Strecksprung runter bis hin zu Tsukaharas, Schrauben und sonstigen komplizierten Sprüngen, die man so im Fernsehen sieht. Das schwierigste was wir bei uns springen ist ein Tsukahara! Wobei ich ja bei dem Überschlag über den Sprungtisch (aus Angst) hängen geblieben bin.

Stufenbarren: Nein, die kleinen gehen nicht an den Stufenbarren! Sie fangen an mit Reck! Also, das was  jeder vermutlich aus dem Turnunterricht in der Schule kennt. Ich glaube ab P5 wird dann am Stufenbarren geturnt. Beide Holme werden allerdings erst ab der P7 benötigt!

Schwebebalken: Auch hier fangen die kleinen nicht hoch an. Die P1 ist beispielsweise noch auf einer Bank! Die P2 dann schon auf einer umgedrehten Bank und ab dann muss man auf den Balken, der je nach Übung höher gestellt wird. Wo eine P3 die Höhe 80cm beträgt muss man ab P6 glaube ich auf 1,20m Höhe turnen! Deswegen ist er auch unter den Turnern nicht so beliebt! Denn nicht nur die Höhe ist etwas schwindelerregend! Wenn man Mal bedenkt, dass so ein Balken grade mal 10 cm breit und 3 Meter lang sind. Ist das schon gar nicht so einfach. Mal abgesehenen davon, dass wenn jemand der z.B. 1,50m groß ist, die Augen ja auf der Höhe von ca. 255m hat. Und wenn es dann neben dran runter geht ist das schon etwas beängstigend. Vor allem wenn man darauf springen, rollen oder Räder machen soll!

Boden: Dann ist da noch Boden, hierbei geht es Anfangs eher um Koordination und diese allgemeine Sportlichkeit! Erst ab P4 geht es um Turnerisches Können wie Handstände, Räder etc.  In den höheren Übungen (ab P7) dann auch Flick Flacks, Überschlage, Saltos etc… Also auch hier ist sehr viel Spielraum geboten!

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Wann ist der beste Zeitpunkt zum Anfangen?

Das ist schnell und einfach erklärt. Man sollte mit dem Turnen definitiv in jungen Jahren (zwischen 3 und 6 Jahren) anfangen! Denn in dieser Zeit fällt es den Kindern am einfachsten neue Teile zu lernen und sich weiterzuentwickeln! Wenn man älter ist, fängt man an über das nachzudenken, was man tut. Dadurch bekommt man dann Angst, weil man sich anfängt auch Gedanken darüber zu machen, was alles passieren könnte. Und genau das stoppt dann die Entwicklung. Ich habe das Problem recht früh bekommen, weswegen ich eigentlich nach wie vor noch auf dem Stand bin wie vor 5 Jahren! Ich versuche aber meine Elemente, die ich kann, technisch zu perfektionieren!
Man kann jedoch in jedem Alter anfangen, sofern man nicht großes Erreichen will und einfach Sport machen möchte.

Wo kann man turnen?

Das kommt ganz darauf an was man für Ansprüche hat. Wenn man zum Beispiel Kunstturner werden möchte, sollte man direkt schauen, dass man in ein Leistungszentrum kommt. Die machen bei älteren oft Probetrainings um zu schauen, ob man Talent besitzt und wie gut man schon ist! Ansonsten kann man alles bei sämtlichen Turnvereinen machen. Hierfür müsstet ihr euch mal entweder im Internet umschauen oder bei der Stadt nachfragen!  Wenn ihr nach Leistungszentren sucht bei Google einfach mal Kunstturnzentrum in eurer Nähe!

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Warum turne ich?

Das ist eine eigentlich ganz einfache Frage, aber ich hole mal etwas aus! Früher (in der Grundschule) habe ich viele Sportarten gemacht. Neben Ballett, Leichtathletik, Handball, Schwimmen habe ich auch geturnt. Irgendwann wurde alles zu viel. Ich hatte täglich Training. An manchen Tagen bin ich von einem Trainings ins nächste gefahren worden. Also musste ich mich entscheiden. Da mir Turnen am meisten Spaß gemacht hatte und ich dort die meisten Freunde hatte und ich das, was die “Großen” alles konnten so toll fand, habe ich mich dafür entscheiden. Und es ist irgendwie zu einer Hass-Liebe geworden. An manchen Tagen habe ich es wirklich gehasst. Zwischendurch hatte ich Monatelang nichts gemacht. Aber letzten Endes hat es mir gefehlt und ich habe den Weg in die Turnhalle wieder gefunden!

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Neben den Bewegungsabläufen und der Beweglichkeit, die das Turnen in Anspruch nehmen, habe ich die Turnanzüge von Anfang an geliebt! Ich konnte nie genug haben. Selbst inzwischen nicht. Obwohl ich keine Wettkämpfe mehr turne erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich online nach neuen Anzügen schaue. In meinem Kleiderschrank habe ich selbst noch 5-8!  Der Sport ist einfach die Perfekte Kombination aus Eleganz, Kraft, Schnellkraft, Drehgeschwindigkeit und Technik! Einfach eine tolle Abwechslung und man trainiert alle Muskeln! Ich hatte sogar schon Muskelkater am Schambein! Das muss man erst einmal hinbekommen!

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Vor- und Nachteile vom Gerätturnen

Vorteile Gerätturnen

Im Schulunterricht bekommt man ja auf die einfachsten Turnübungen, die man in der Turnstunde schnell und mit der richtigen Technik lernt. Im Schulsportunterricht lernt man einfach nur einen Bewegungsablauf der mit den einzelnen Elementen nicht viel zu tun hat. Somit hat man da schon eine 1 sicher! Ich habe bis zur 8 Klasse nur 1en in Sport! Denn durch das Turnen wird neben der Beweglichkeit auch Koordination trainiert.  Außerdem nimmt es Kindern Angst vor Höhe, schnellen Bewegungen (jedoch nicht vor Bällen!).

Wenn man besser wird ist es außerdem auch toll, dass man von allen sehr beneidet wird, weil man einen Spagat kann oder ein Rad, einen Bogengang, Überschlag, Handstände in sämtlichen Variationen und vor allem mit vielen Drehungen. Ich merk das schon bei mir! Ich bin nicht die beste Turnerin, aber trotzdem höre ich immer: Toll, dass du das alles kannst. Ich wünschte ich könnte das auch.
Und wenn man dann auch noch älter wird und es um Jungs/Männer geht, ist man direkt interessanter für die männlichen Wesen, wenn sie wissen, du kannst einen Spagat oder sonstige Verrenkungen!

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Nachteile im Gerätturnen

Die Ausdauer lässt zu wünschen übrig! Also ich spreche aus Erfahrung! Früher habe ich ja auch Handball gespielt, daher hatte ich bei Bundesjugendspielen nie Probleme. Aber als ich älter wurde und nur mehr geturnt habe, ging meine Ausdauer flöten. Ja heute habe ich bei 400m sogar schon Seitenstechen und bin total außer Puste! Weil Turnen einfach nicht viel Ausdauer fordert. Der längste Weg, den wir rennen müssen, sind die 20 Meter zum Sprungtisch. Selbst beim Boden sind es wenn es Hochkommt nur 4-5m Anlauf. Die längste Übung, die wir turnen müssen darf nur 1:30 min lang sein. Wie ihr seht, brauchen wir nicht viel Ausdauer, dafür aber Kraft, Koordination, Schnellkraft, Sprungkraft und Eleganz.

Ein weiterer Nachteil, der auch sehr schwerwiegend ist, ist die Verletzungsgefahr! Klar, man kann sich bei allen Sportarten verletzen. Bei allen Sportarten gibt es Körperteile die besonders beansprucht werden. Beim Turnen ist das allerdings der ganze Körper. So plagen einen (sofern man es nicht als Breitensport betreibt) von Kindheit an Rückenschmerzen und Gelenkschmerzen in Hand- und Fußgelenken. Die meisten Kunstturnerinnen beenden ihre Karriere nach ca. 25 Jahre. Weil der Körper dann einfach zu kaputt ist. Auch mein Orthopäde (der auf Sportler spezialisiert ist) sagt mir seit 10 Jahren, dass ich am besten aufhören würde zu turnen! Denn mein Körper ist total im Eimer. Seit 10 Jahren lebe ich mit ständigen Schmerzen. Entweder Rücken, Hand- oder Fußgelenke plagen mich dabei sehr! Meine Füße sind sogar so kaputt, dass ich ohne Bandagen nicht rennen kann. Laufen geht, rennen nicht! Darüber sollte man sich wirklich Gedanken machen. Denn der Körper verzeiht viel. Aber man sollte ihn nicht komplett kaputtmachen.

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So, das wars dann. Ein ziemlich langer Artikel übers Turnen. Falls ihr noch Fragen dazu habt und es zu viele werden oder sie sich häufen, werde ich noch einen FAQ Beitrag schreiben über das Turnen. Aber ich denke, im Großen und Ganzen seit ihr jetzt alle gut informiert!

Wie hat euch der Beitrag gefallen? Findet ihr das gut, dass ich mal so einen allgemeinen Post übers Turnen geschrieben habe?

Weitere Beiträge übers Turnen findet ihr hier:
10 Übungen zum Spagat lernen
Turn-Tutorial: Handstand lernen
Rolle vorwärts – Wie kann ich sie lernen
einfach Rad lernen
So lerne ich einen Bogengang

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17 Kommentare

  1. Ich finde den Post wirklich super interessant! Turnen wirkt auf mich eine absolute Faszination aus, ich kann gut verstehen, was dich so daran reizt ? Für mich selber ist es allerdings der absolut falsche Sport, da ich vor allem beim Geräteturnen richtig angst bekomme. Da mache ich lieber weiter Kraftsport und schaue den Leuten zu, die es können ?

    Liebe Grüße
    Stephi von http://stephisstories.de

  2. Was habe ich diesen Sport geliebt. Mit fünf Jahren habe ich angefangen und nur ein Jahr später war ich jeden Wochentag in der Sporthalle. Trotzdem ich würde es heute wieder genauso tun obwohl ich seit meiner Kindheit nie wieder Schmerzfrei war, meine Wirbelsäule, Hüfte, Gelenke und Bänder ziemlich marode sind und ich mittlerweile am Rollator laufe. Aber in Gedanken weiss ich noch wie sich alles anfühlt. Einen schönen Bericht hast Du geschrieben, toll.

  3. Hey!:)
    Ich finde diesen Sport ja so faszinierend un dein Beitrag dazu hat sich auch super gut gelesen und mir neue Einblicke gegeben. Ich selbst bin total unsportlich und würde auch gern sowas können, seit ich mir mal mit vollem Begeistern ein Ballett angesehen habe, finde ich das und Turnen, besonders am Schwebebalken echt toll! Ich schreibe sogar zu Zeit Facharbeit darüber und die Aspekte, die du in Zusammenhang mit dem vielen Training genannt hast, kommen mir sehr bekannt vor;D
    LG Enna

  4. Super spannend zu lesen, Fashion und Turnen ist ja nicht so die gängiste Kombi! Ich musste das Turnen leider aufgeben, nachdem ich mich verletzt hatte.. Aber wir teilen ja immernch die gleichen Vorlieben mit Fashion 🙂
    Liebst! <3

  5. Hallo 🙂 schöner Beitrag! Habe oben gelesen du hast ein Fsj in Frankfurt bei der DTJ gemacht? 🙂 Ich mache in 2 Jahren Abi ubd überlege auch entweder beim dtb oder bei der turnerjugend oder beim htv ein fsj zu machen 😀 was musstest du da denn machen?
    Turnst du auch in Hessen? Und was hast du so für Übungen geturnt? 🙂

    1. Hallo, danke (:

      Ja ich hatte mein FSJ bei der DTJ gemacht. Ich war soweit ich weiß die letzte FSJlerin, danach hatten sie nur noch BFDler. Ob sie die nach wie vor noch nehmen, kann ich dir leider nicht sagen.
      Ich war damals angestellt für die Kinderturn-Show und habe das Projekt beendet, was mein Vorgänger angefangen hat. Ich habe in Hessen geturnt in der KM3. Jetzt wohne ich seit 2 Wochen an der Nordsee und musste es auf Grund der Ausbildung zurückschrauben.

      Hoffe ich konnte dir weiterhelfen 🙂
      LG

  6. woahhhhaaa.. ich beneide dich 🙂 krass! du bist toll! und ich habe mich immer gewünscht, einen Spagat machen zu können 😀 ich glaube als kleines Kind konnte ich das auch noch (als ich noch im Ballett ging)… jetzt bin ich voll eingerostet 😀

  7. Oh wie schön das aussieht, ich bin erst mit 8 Jahren zum turnen gekommen und hab es auch schnell wieder aufgegeben, weil die Trainer über mich gelacht haben. Würde heute gerne solche Dinge können und bewundere jeden der es kann. Du hast mit dem Punkt, später denkt man zuviel nach recht, weshalb ich ja auch aufgehört habe. LG Nana

    1. Hallo Nathalie (:

      Das ist wirklich schade, ich könnte es nie aufgeben. Als Kind habe ich immer gesagt bekommen ich wäre zu groß und würde es nie zu was schaffen, aber gerade das hat mich angestachelt und ich habe weitergemacht. Und bin mit einem Abstand von 8 Jahren die älteste Turnerin in unserem Verein!

      Das mit der Angst ist tatsächlich ein großer Faktor der da mitspielt :S
      Liebe Grüße

  8. Hallo liebe Mona,
    ich habe ja ehrlicherweise rein gar nichts mit dem Turnen zu tun aber ich fand deinen Beitrag wirklich super interessant! Ich denke, wenn aus einem Hobby eine Leidenschaft geworden ist, dann nimmt man auch die Schmerzen in Kauf.
    Ich wünsche dir weiterhin noch ganz viel Freude mit diesem faszinierenden Sport und alles liebe,
    viele Grüße von der Anji 🙂

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